Montag, 21. Februar 2011

Sozialschmarotzer

Neulich war ich mal wieder bei meinem Lieblings-Falafel-Laden am S-Bahnhof Charlottenburg. Da wird die Falafel (der? die? das? ich weiß es nicht) noch frisch hergestellt, nicht wie in den meisten Dönerbuden, wo nur die fertigen Dinger noch schnell in die Friteuse geworfen werden. Deshalb dauert es auch immer ein bisschen länger, bis sie fertig sind. Als ich reingekommen bin und bestellt habe, hat mir der Besitzer erstmal ein Glas Tee angeboten - so was kennt man sonst von so Fast-Food-Läden auch nicht mehr. Der Besitzer (ich nehme an, dass es der Besitzer ist) des Ladens ist so etwa Mitte Dreißig und, wie das bei solchen Läden zu erwarten ist, offenbar arabischer Abstammung.
Kurz nach mir kommt ein etwas verlottert aussehender junger Mann mit großem Rucksack in den Laden und bittet den Besitzer um etwas zu Essen, "nur ein bisschen Brot vielleicht". Der lehnt ab. Als der Obdachlose das Geschäft wieder verlassen hat, wendet sich der Besitzer mir zu und sagt mit leichtem Akzent: "Hier in Deutschland kriegt jeder Unterstützung." Wenn man sich zusammenreißen würde, könne man damit über die Runden kommen. Er wolle dem Oblachlosen nichts geben, "sonst verlässt er sich auf mich. Und dann schafft er es nie alleine."
Früher, sagt er, habe er auch sein ganzes Geld für Partys ausgegeben. "Aber dann", und hier schwingt ein wenig stolz in seiner Stimme mit, "hab ich mich zusammengerissen."
"Sesam, Knoblauch oder scharf?", fragt er. "Sesam", antworte ich. "Salat - alles?" "Ja." Ich bezahle und verlasse den Laden, und ich denke daran, dass Sarrazin wahrscheinlich noch nie hier Falafel gegessen hat.