Montag, 14. Dezember 2009

Besetzung unterm Weihnachtsbaum

Es ist jetzt schon über einen Monat her, dass eine Gruppe von Studenten hier in den Hörsaal gezogen ist, um ihn zu besetzen. Einige der Forderungen, die im Plenum des Bildungsstreiks beschlossen wurden, werden mittlerweile mit den Verantwortlichen diskutiert; an der FU wurde ein runder Tisch mit Vertretern aller Angehörigen der Universität eingerichtet, an dem etwa versucht wird, die Forderung nach Abschaffung der Anwesenheitspflicht umzusetzen. Es gibt an vielen Instituten Anläufe, um das Bachelorstudium unter Mitwirkung der Studierenden zu verbessern. Das BAFöG wird erhöht, Studiengänge sollen hinsichtlich ihrer Studierbarkeit überprüft werden, sogar Präsident Lenzen verlässt die FU - hat der Bildungsstreik seine Ziele erreicht?

Zumindest scheint den Protestierenden die Puste auszugehen, ich will mich da selbst auch nicht ausschließen. Waren auf der letzten Vollversammlung, die in der Mensa stattfand, noch weit über 500 Studierende dabei, so haben sich heute grade einmal etwa 100 im Hörsaal zur "Weihnachts-VV" eingefunden. Besonders deutlich wurde dabei der Graben, der mittlerweile zwischen Besetzern auf der einen Seite und Sympathisanten auf der anderen Seite verläuft. Es hat sich eine feste Gruppe gebildet, die im Hörsaal übernachtet und ihn permanent besetzt hält, während die anderen (zu denen auch ich gehöre) lediglich ab und zu im Hörsaal vorbeikommen, merken, dass nicht viel los ist, und wieder gehen. Die täglichen Plena, die am Anfang des Steiks eingeführt wurden, finden teilweise gar nicht mehr oder nur noch mit zehn Leuten statt. So wird auch Interessenten die Möglichkeit zur Mitarbeit mehr oder weniger verwehrt. Die Besetzer selbst, die anfangs stets betonten, offen für alle zu sein, reden mehr und mehr von sich selbst wie von einer geschlossenen Gruppe.

Unter ihnen herrscht die Meinung vor, der Bildungsstreik müsse weitergehen und man dürfe sich nicht von kleinen Zugeständnissen einlullen lassen, da man ja - zumindest teilweise - nicht nur ein paar Veränderungen, sondern einen Systemwechsel in der Bildungspolitik will. So wurden auf der heutigen Vollversammlung Pläne erörtert, wie und ob die Besetzung über die Weihnachtsferien weitergehen soll. Angeblich haben einige der Besetzer schon ihre Familien zu Weihnachten in den Hörsaal eingeladen. Andere denken, es wäre gut, die Besetzung bis Weihnachten abzubrechen, um dann im neuen Jahr "mit einem Knalleffekt" wieder in den Hörsaal zu ziehen.
So oder so bleibt zu hoffen, dass der Protest nicht zu einer Art Ferienlager für politisch interessierte Studenten verkommt, sondern dass sich nach Weihnachten wieder ein paar mehr aufraffen können. Passiert das nicht, sollten die ca. 30 Studierenden, die den "harten Kern" bilden, so ehrlich sein und den Bildungsstreik vorerst abbrechen. Dann könnte man die Verhandlungen abwarten und bei nicht zufriedenstellenden Ergebnissen über eine Neuauflage nachdenken.

Dienstag, 8. Dezember 2009

Tobi und die SPD

Heute Mittag hatte die Juso-Hochschulgruppe an der FU Frank-Walter Steinmeier und Sigmar Gabriel zu einem Gespräch eingeladen, das für alle Studierenden der Uni offen war, und weil man ja ein politisch interessierter Student ist, bin ich da mal hingegangen.
Die Diskussion stand natürlich im Zeichen der immer noch laufenden Besetzungen an den Unis, und beide Politiker haben erstmal erklärt, dass sie mit der derzeitigen Bildungspolitik natürlich auch nicht einverstanden seien und im Großen und Ganzen auf der Seite der Studierenden stünden. Ist ja schonmal etwas, wenn auch merkwürdig, es von einer Partei zu hören, die immerhin die letzten 11 Jahre die Bildungspolitik in Deutschland mitbestimmt hat und den Anstoß gegeben hat zu den beiden meistkritisierten Projekten, nämlich dem Bologna-Prozess und der Exzellenziniative.
Letztere wurde auch noch einmal verteidigt, mit Verweis darauf, dass zwar die Lehre nicht hinter die Forschung zurücktreten dürfe, umgekehrt jedoch auch nicht. Die Frage bleibt natürlich, ob es zu einer Zeit, in der die Forung sowieso schon zulasten der Lehre bevorzugt wird, nötig ist, diese Entwicklung noch zu verschärfen. Auch das Argument, Elitenförderung und Breitenbildung stünden nicht im Widerspruch zueinander, leuchtete mir nicht so ganz ein. Nun gut.
Bemerkenswert war dennoch die Offenheit der beiden gegenüber den Vorschlägen der Studierenden. Gabriel ließ in seiner Rede schon anklingen, dass er gerne den Austausch zwischen Uni und Politik auch über diese Veranstaltungen hinaus fortsetzen möchte. Daraufhin fragte Tobi, einer meiner Kommilitonen, der sich auch bei der Besetzung engagiert, nochmal nach, wie genau das denn dann aussehen sollte, und die Reaktion war bemerkenswert: Er wurde von Sigmar Gabriel auf ein Treffen des Parteivorstands der SPD am 14. 12. eingeladen, um dort seine Position darzustellen.
Am Ende der Diskussion kam dann Gabriel nochmal direkt auf Tobi zu, und auch die verschiedenen anwesenden Medienvertreter stürzten sich regelrecht auf ihn. Zumindest in Hinsicht auf ihre Offenheit hat mich die SPD heute also positiv überrascht. Ich bin gespannt, wie sich das Ganze weiter entwickelt.

Nachtrag: Offenbar fand die Zeit den Auftritt der beiden SPD-Politiker recht interessant, und auch andere Medien berichten schon über Tobis Einladung.

Dienstag, 1. Dezember 2009

Lineare Algebra am Montagmorgen


Die Vorlesung fängt montags um 8:00 Uhr morgens an... muss ich noch mehr sagen?

Donnerstag, 26. November 2009

Die vegane Bäckerei

Morgen ist es mal wieder soweit, einer meiner Kommilitonen hat Geburtstag. Im Zuge dessen haben sich gestern drei von uns zusammengefunden, um einen Kuchen zu backen. Das grundsätzliche Problem bei solchen Aktionen ist, dass man immer ein wenig auf die Veganer unter uns Rücksicht nehmen muss, und so haben wir uns an einem Früchtekuchen ohne Milch, Ei, Butter und Gelatine versucht.
Die Milch ist dabei das kleinste Problem; man kann ja einfach stattdessen Sojamilch nehmen. Der größte Knackpunkt sind die Eier; nach einer Faustregel sollte man an ihrer Stelle - naja, noch mehr Sojamilch nehmen und eventuell Wasser. Die Butter haben wir durch Palmin ersetzt, und dann wurde alles in einen Topf geschmissen und gehofft, dass was Gutes dabei rauskommt.
Zumindest was den Kuchenteig angeht, war ich erstaunt, wie gut alles funktioniert hat - sowohl Konsistenz als auch Geschmack waren nahezu perfekt.
Überhaupt werde ich hier erst dafür sensibilisiert, wie vielfältige Möglichkeiten es doch gibt, sich vegan zu ernähren. Als heute die Beschäftigten des Studentenwerks einen Warnstreik veranstaltet haben und deshalb die Mensa geschlossen blieb, wurde alternativ veganes Essen (Linsensuppe) vom AStA angeboten, und man kann so kritisch dem gegenüber eingestellt sein, wie man will - es schmeckt einfach.

Das alles soll übrigens nicht heißen, dass ich jetzt Veganer werde - ich find es nur interessant, einen Einblick zu erhalten...

Montag, 23. November 2009

Innenansichten des Bildungsstreiks

Hier gibt es noch einen Artikel, den ich für unseren Bildungsstreik geschrieben habe:

Auf den Gängen der Rost- und Silberlaube, des Hauptgebäudes der Freien Universität Berlin, stehen Zelte. Sie stehen dort schon seit zwei Wochen, und sie sind nicht die einzige Veränderung, die sich in letzter Zeit hier eingestellt hat. Schon auf dem Weg zur Universität warten Studierende, die Informationen zur Besetzung des Hörsaals 1A verteilen. Überall auf dem Campus laden große Transparente dazu ein, sich in die Diskussion mit einzubringen. Vor dem Hörsaal hängen Plakate, die auf die Missstände im Bildungssystem aufmerksam machen. Auf einem großen Wochenplan werden Aktionen und Veranstaltungen angekündigt. Die Freie Universität ist seit über 10 Tagen besetzt.
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Samstag, 21. November 2009

Kleingeldprinzessin

Heute abend gab's ein Konzert im besetzten Hörsaal, und weil mir das so gut gefallen hat, möchte ich hier einfach schnell einen Link reinstellen.

Gute Nacht!

Mittwoch, 18. November 2009

VoKü

Es gibt immer Dinge, die einem auf den ersten Blick nicht auffallen, die aber trotzdem enorm wichtig sind. Was ist bei der Besetzung eines Hörsaals wichtig?
Bei allen Dingen, die einem dazu einfallen, denkt man an eine Sache eher nicht sofort: Die Verpflegung der Besetzenden. Und doch wollen die 50 bis 100 Leute, die seit einer Woche den Hörsaal 1a ihr Zuhause nennen, von morgens bis abends versorgt werden.
Schon gleich zu Anfang der Besetzung hat sich deshalb eine "AG VoKü" gegründet. VoKü, ausgeschrieben Volxküche, ist dabei ein Konzept aus der autonom-alternativen Szene, und es geht dabei darum, für möglichst viele Menschen umsonst (meistens veganes) Essen zur Verfügung zu stellen. Diese AG kocht immer mittags und abends für die Besetzer und bekommt Unterstützung von einem Biobäcker und einem nahegelegenen Supermakt, die nicht mehr verkäufliche, aber noch essbare Lebensmittel zur Verfügung stellen (Brötchen vom Vortag etc.).
Das angebotene Essen schmeckt ganz gut, auch wenn Gerüchte besagen, dass in der VoKü-AG eigentlich niemand richtig kochen kann. Eher läuft es auch dort nach basisdemokratischem Prinzip: wer ist dafür, noch mehr Salz in die Suppe zu tun? Bitte abstimmen!

Dienstag, 17. November 2009

"...weil man uns den Lenzen klaut!"

Heute also war es soweit, und der erste Höhepunkt der Bildungsstreik-Aktions-Wochen diesen Herbst hat seinen ersten Höhepunkt in den bundesweiten Demonstrationen heute Mittag erreicht. Der Protestzug in Berlin ging vom Roten Rathaus zum Kottbusser Tor.
Auch die FU war am Streik mit mehreren großen Transparenten, einem Lautsprecherwagen und einer schwer schätzbaren Zahl Studierender beteiligt. Besonders gut hat mir dabei der sarkastische Ton dieses "Eliteblocks" gefallen, in dem unter Anderem "Genanalyse statt NC" gefordet wurde und die standardisierte Bildungsstreik-Parole etwas abgewandelt wurde: "Wir sind hier und wir sind laut, weil man uns den Lenzen klaut!"
Unterdessen bleibt der Hörsaal 1a weiter besetzt, genauso wie mittlerweile über 40 andere Hörsäle in ganz Deutschland. Heute morgen fand dort eine Pressekonferenz statt, auf deren Grundlage auch n-tv berichtet. Heute Abend gab es außerdem noch ein kleines Konzert im Hörsaal, das von unserer Kultur-AG organisiert wurde.

So, ich hoffe, ich erschlage euch nicht mit Links, aber ich stecke da grade so drin, dass ich doch die ganzen Informationen irgendwie in die Welt schreien muss ;)

Freitag, 13. November 2009

Linke Vollidioten

Wenn ich den Verlauf der Besetzung hier an der FU verfolge, bewege ich mich immer auf einem schmalen Grat zwischen Frustration und Euphorie. Einerseits bin ich ein großer Fan des basisdemokratischen Vorgehens, das hier wirklich aktiv gelebt wird, und es tut gut zu wissen, dass man nicht allein ist, sondern überall in Deutschland und Europa auch Hörsäle besetzt sind (z. B. in München, Hamburg, Mainz, Dresden, Wien, Basel, London, Rom und vielen anderen Städten).
Gleichzeitig finde ich es aber auch schade, dass sich an einer Uni mit mehr als 30000 Studierenden bis jetzt nur in etwa 500 Stück auch aktiv an der Besetzung beteiligen. Außerdem können die langen Plenumsdiskussionen (heute ca. fünf Stunden) auf Dauer auch ermüdend sein. Ich hoffe aber, dass das alles eher Anfangsschwierigkeiten sind, die Bewegung breitet sich ja jetzt gerade auch erst aus.

Aus Berlin noch ein paar Fakten für Interessierte: Der Hörsaal 1a der FU wird unter Duldung des Präsidiums noch mindestens bis Mittwoch besetzt bleiben, die Humboldt-Universität bleibt, nachdem eine Räumung gestern nacht verhindert werden konnte, ebenfalls besetzt, und auch die Technische Universität hat heute mit der Besetzung ihres Audimax begonnen. Zusätzlich ist noch ein Hörsaal einer Fachhochschule besetzt.
Die Forderungen, die heute im Plenum der FU beschlossen wurden, und die neben den allgemeinen Bildungsstreik-Forderungen stehen, könnt ihr euch hier anschauen.
Mittlerweile berichtet übrigens auch die Tagesschau über die Besetzungen, morgen werden weitere Pressevertreter an der FU erwartet.

Mittwoch, 11. November 2009

Aufbruchsstimmung

Seit heute Mittag, 13 Uhr, ist der Hörsaal 1a an der FU Berlin besetzt.

In den Tagen zuvor wurde an der Uni mit Plakaten und Flyern auf die Vollversammlung, die heute stattgefunden hat, hingewiesen, und tatsächlich war der Hörsaal am Mittag gut gefüllt. Ein voller Hörsaal dürfte zumindest an die 500 Menschen ausmachen. Das ist zwar angesichts der 30000 Studierenden hier noch nicht sehr viel, aber doch ein guter Start. Man darf gespannt sein.
Heute um 20 Uhr findet das zweite Plenum statt, alle weiteren Entwicklungen werdet ihr hier nachlesen können.

Donnerstag, 5. November 2009

Im Fieberwahn

[Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Nick Flamang für das Campusmagazin FURIOS. Die überarbeitete und gekürzte Fassung ist jetzt online.]

Die Pandemie kommt. Um auch die letzten Studierenden aus ihrem Dornröschenschlaf zu reißen, hat Frank Rosendahl, seines Zeichens Zentraler Pandemie-Beauftragter der Freien Universität, eine Rundmail geschrieben, in der nochmals ausdrücklich auf die Gefahren durch die „Neue Grippe“ hingewiesen wird.
Das Virus A/H1N1, eine Mutation des Erregers der Spanischen Grippe, ist auf dem Vormarsch und hält Deutschland fest im Griff. Seinerzeit steckte die Spanische Grippe ein Drittel der Weltbevölkerung an, 50 Millionen Menschen starben. Die Schweinegrippe könnte somit – hochgerechnet auf die heutige Bevölkerungsstruktur – um die 200 000 000 Menschen in den Tod reißen, das entspricht etwa den Einwohnern Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens zusammengenommen.
Und da behauptet doch tatsächlich Philipp Rösler, der neu ernannte Gesundheitsminister, die saisonale Grippe sei gefährlicher als die Neue Grippe. Wer solche Beschwichtigungen ausspricht und die Faktenlage derart verkennt, sollte noch einmal darüber nachdenken, ob er tatsächlich für das Amt des Gesundheitsministers gewappnet ist. Die Anzahl der Todesfälle durch saisonale Grippe betrug im Jahr 2007 in Deutschland gerade einmal 20 000 – eine wahrhaft zu vernachlässigende Größe im Vergleich zu der ungeheuren Gefahr, die von der Schweinegrippe ausgeht.

Die E-Mail Rosendahls steht als nüchterne Faktendarstellung im krassen Gegensatz zur unglaublichen Propaganda der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, deren Vorsitzender Wolf-Dieter Ludwig allen Ernstes behauptet, die Berichterstattung über die Neue Grippe sei eine „Inszenierung, mit der die Pharmakonzerne schlichtweg Geld verdienen wollen.“ Was für eine dreiste Unterstellung, wissen wir doch alle, dass in der Pharmabranche gerade die selbstlosen Menschen arbeiten, die alles dafür tun, unser Leben erträglicher zu gestalten.
Glücklicherweise wurde unsere Universität einmal mehr ihrem Namen gerecht und ließ sich nicht von solcherlei Aussagen manipulieren, sondern sorgte unabhängig und frei, wie sie nun einmal ist, schon im Sommer für die Einsetzung einer Pandemie-Arbeitsgruppe. Kurz zuvor gab die WHO, nachdem erwiesenermaßen acht Menschen an der Neuen Grippe gestorben waren, folgerichtig eine Pandemiewarnung heraus.
Doch es ist noch viel zu tun im Kampf gegen A/H1N1: Längst steht nicht genug Impfstoff für alle Deutschen zur Verfügung. Grundlage für die Produktion des Stoffs sind Hühnereier, doch werden diese noch für unwichtige Dinge wie Lebensmittel oder Tetanusimpfstoff verschwendet. Nötig ist die sofortige Einstellung des Gebrauchs von Hühnereiern zu irgendeinem Zweck außer dem der Impfstoffherstellung, denn nur so kann gewährleistet werden, dass der Impfstoff in genügendem Maße für alle Menschen zur Verfügung steht, bevor die Pandemie die Massen ins Krankenbett wirft.
Solche Forderungen lassen sich selbstverständlich nicht von einzelnen Institutionen durchsetzen, aber die FU tut ihr Möglichstes, um auf andere Weise Pandemie-Präventionsmaßnahmen umzusetzen.
So kann man auf der Homepage ein Mitarbeiter-Informationsblatt einsehen, das die notwendigen Maßnahmen zum Schutz vor der Influenza-Pandemie erläutert: Es ist nach Möglichkeit eine Schutzmaske, am besten wohl eine Gasmaske, zu tragen, die Hände sollten ungefähr dreißigmal am Tag gewaschen oder desinfiziert werden und von anderen Menschen ist ein Abstand von zwei Metern zu wahren. Die Benutzung fremder Gebrauchsgegenstände wie beispielsweise Türklinken, Tafelschwämmen oder Toilettenpapier muss außerdem vermieden werden. Im Notfall ist die Universität zusätzlich bereit, ein „PanPack“ (für Pandemie-Packung) zur Verfügung zu stellen, das Desinfektionsmittel, einen Mundschutz sowie einen Spezialschutz für Brillenträger enthält.
Um einen perfekten Schutz zu gewährleisten, wäre es sicher sinnvoll, das PanPack zusätzlich mit einem Selbst-Impf-Set auszustatten, um so den gefährlichen Weg zum Arzt zu verhindern.
Weitere sinnvolle Vorsichtsmaßnahmen sind etwa, die Ernährung umzustellen auf Tiefkühlkost und Konserven, die vor Auftreten des Erregers produziert wurden. Der Kontakt zur Außenwelt kann gefährlich sein, daher empfiehlt es sich, sich in der eigenen Wohnung zu verschanzen, Wasser vor Gebrauch – auch zum Duschen – grundsätzlich abzukochen und ein Air-Conditioning-System einzurichten, damit die Fenster, durch die das Virus die Wohnung infiltrieren könnte, nicht mehr geöffnet werden müssen.
Die Freie Universität sollte sich des Ernsts der Lage vollständig bewusst werden, und, damit diese Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt werden können, den Hochschulbetrieb zum Schutz der Studierenden bis auf Weiteres einstellen.

Dienstag, 3. November 2009

Lenzen's Army

An einer so großen Uni wie der FU trifft man ja glücklicherweise immer wieder auf interessante Menschen. Gestern wurden wir in der Mensa von ein paar Leuten angesprochen, die planen, eine Art Klub aufzumachen. Die Grundidee davon ist, immer wieder Studenten (ich sollte natürlich Gender-neutral "Studierende" schreiben) oder andere Fachkundige einzuladen, die dann einen kleinen Einblick in einen interessanten Bereich ihres Fachgebiets geben, und dann über die damit verbundenen Fragen zu diskutieren. Gewissermaßen also irgendetwas zwischen einem Debattierklub, einer Selbsthilfegruppe und einem universitätsunabhängigen Seminar.
Zurzeit fehlt noch der Name für das Projekt, doch das Vorhaben, dass Studenten sich selbst Dinge beibringen, die sie ansonsten nicht gelehrt bekommen, weist gewisse Parallelen zu einem Buch über einen bekannten Zauberschüler auf, und in Anlehnung daran plädiere ich für den Namen "Lenzen's Army".

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Fast FURIOS

"Der Campus, das sind wir." So steht es auf den Flyern, die in den letzten Tagen an verschiedenen Stellen in der FU ausliegen. Heute konnte ich mir selbst ein Bild verschaffen, heute war ich beim Redaktionstreffen des Campusmagazins "FURIOS".
Wenn man ein wenig im Internet recherchiert, erfährt man interessante Dinge über das Magazin. Nach der Gründung vor einem Jahr hat es schon teils heftige Reaktionen nicht nur positiver Art gegeben. Offenbar hat die FURIOS wegen eines fragwürdigen Artikels sogar ihren Hauptsponsor verloren. Auf jeden Fall hat all das mein Interesse geweckt. Mal sehen, ob die Redakteure wirklich so sexistische, neoliberale Langweiler sind wie allgemein behauptet.

Ich muss letztlich feststellen, dass auch die FURIOS mit dem schön klingenden Zusatz "Campusmagazin" nichts Anderes ist als eine groß geratene Schülerzeitung, und das ist mir durchaus sympathisch. Zugegeben, die Organisation ist etwas straffer als damals bei uns in der Brainstorm, aber es funktioniert alles hauptsächlich nach dem Learning-by-Doing-Prinzip. Und die Mitglieder sind ganz normale Studenten, die vielleicht ein paar Sachen verbockt haben und vor dem Problem stehen, sich mit dem AStA die größte Studentenorganisation der FU zum Feind gemacht zu haben. Neoliberal? Naja, vielleicht nicht so links wie der AStA, aber links vom AStA ist auch nicht mehr viel Platz.

Wenn sich mein erster Eindruck bestätigt, könnte ich mir durchaus vorstellen, dauerhaft Mitglied der FURIOS zu werden. Wir werden sehen.

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Seminar für schwarze und weiße Steine

Ich glaube, in meinen letzten Wochen hier habe ich vor allem eins gelernt: Spiele. Ich kann mittlerweile Skat und Doppelkopf spielen, ein seltsames Gesellschaftsspiel namens Werwolf, und vor allem ein neues faszinierendes Spiel: Go.
Das Spielprinzip ist ziemlich einfach, zwei Spieler, jeder hat Steine einer Farbe, und es gibt ein leeres Spielfeld, auf dass abwechselnd jeder Spieler ein Stein setzen darf. Beide versuchen, möglichst viel Gebiet des Spielfeldes durch eigene Steine zu ummauern, dabei kann ein Spieler durch geschicktes Spielen auch wieder gegenerische Steine vom Feld nehmen.
Das Ganze klingt recht simpel, ist aber in der Ausführung sehr komplex: Insgesamt gibt es 10 hoch 174 verschiedene Stellungen (was für eine schöne Zahl, sagt der Mathematiker in mir), und es gibt noch kein Computerprogramm, das einen menschlichen Profi schlagen könnte.
Wenn wir jetzt mittags in der Mensa sitzen, finden sich immer zwei Leute, die gegeneinander Go spielen wollen, und manchmal treffen wir uns sogar abends noch im Internet, um zu spielen. Je mehr man sich mit dem Spiel befasst, desto mehr merkt man plötzlich, wie man im Kopf Spielsituationen durchgeht und manchmal alles in schwarzen und weißen Steinen sieht.
Vielleicht machen wir in nächster Zeit sogar eine Art Go-Klub auf, wir haben heute in der Mensa schon wieder zwei Go-Spieler getroffen.

Sonntag, 11. Oktober 2009

Bilder


Hier seht ihr zwei Bilder aus meiner WG, das erste ist unser Wohnzimmer, das zweite mein eigenes Zimmer.
Wenn ihr Glück habt, lad ich in Zukunft noch ein paar Bilder mehr hoch...

PS: Ich hab die Einstellungen so geändert, dass hier jetzt jeder Kommentare schreiben kann.

Samstag, 10. Oktober 2009

Der AStA stellt sich vor

Es ist ja klar, dass an einer Universität nicht alles in friedlicher Eintracht verläuft, dass es durchaus auch Spannungen gibt, gerade zwischen Professoren und Studenten. Für alle, denen das bisher noch nicht klar war, wurde gestern von den Fachbereichen Mathe/Info, Physik und Geowissenschaften eine Immatrikulationsfeier veranstaltet.
Nach einigen netten Worten seitens verschiedener Professoren wurde dort das Wort an die Vertreter des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) übergeben, und die beiden machten erstmal Schluss mit der friedlichen Schön-dass-Sie-sich-für-uns-entschieden-haben-Stimmung. Die beiden begannen mit einer Schilderung der letztjährigen Immatrikulationsfeier, die zentral für alle Erstsemester stattfand. Diese diente nach Ansicht des AStA hauptsächlich "der Selbstbeweihräucherung des Präsidenten". Den Protesten dagegen und gegen den Auftritt des Bundespräsidenten sei mit Festnahmen mehrerer Studenten begegnet worden. Als Antwort darauf seien die diesjährigen Immatrikulationsfeiern dezentralisiert worden.
Nun gingen die zwei AStAisten zum allgemeineren Teil ihrer Kritik über: die "diktatorische" Führung der Uni durch Präsident Lenzen, der Aufbau von Unternehmensstrukturen und die Folgen des Erfolgs in der "sogenannten Exzellenzinitiative" wurden unter Anderem thematisiert. Am Ende ihrer Rede verloren sie dann sogar noch einige Worte über die Vorteile der Uni - zum Beispiel billige Studentencafès.
Man kann die Ausführungen des AStA also durchaus übertrieben und einseitig finden, doch war die Reaktion ihrer direkten Nachrednerin, einer Professorin aus den Geowissenschaften, nicht weniger heftig. Sie tat das Vorgetragene als Falschdarstellung ab und setzte sogar noch einen drauf, indem sie behauptete, der AStA sei sowieso vollkommen überflüssig.

Es kann also spannend werden hier an der FU, und ich bin gespannt, wie die Erfahrungen, die ich machen werde, zum Beschriebenen passen. Ich bin zumindest schonmal froh, dass die Immatrikulationsfeier nicht so langweilig geworden ist, wie ich befürchtet habe.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Erstsemesterinformationen

Es sind ja jetzt schon ein paar Tage ins Land gezogen seit Donnerstag letzter Woche, aber ich komme nicht umhin, nochmal auf die wunderbare Informationsveranstaltung einzugehen, die an der FU stattfand.
Es waren also alle Studienanfänger dieses Semesters - und bei 30000 Studenten kommt da ja Einiges zusammen - eingeladen, sich an zwei ausgewählten Tagen, nämlich dem 1. und dem 8. Oktober, ihre Packung Information zum Bachelor-Studium abzuholen. Da ich jetzt gerade zu Hause bin, musste ich also den Termin am 1. wahrnehmen. Ich betrat also pünktlich das Hauptgebäude der Universität, die sogenannte Rost- und Silberlaube, um mich bald einem großen Pulk von Erstis anzuschließen, die, wie ich hoffte, alle in Richtung der Eingänge des großen Hörsaals drängten. Weil die Eingänge im Erdgeschoss ziemlich überlaufen waren, nahm ich den Weg in den ersten Stock. Dabei kamen mir schon einige Studenten entgegen. Oben angekommen traf ich dann auf eine meiner Mathe-Mitstudentinnen, die mich darüber aufklärte, dass ich praktisch keine Chance mehr hätte, in den Hörsaal hineinzukommen. Vor den Eingängen hatten sich schon kleine Menschentrauben gebildet, die verzweifelt versuchten, etwas von dem vorne Gesagten aufzuschnappen.
Eine Zeit lang schloss ich mich einer dieser Trauben an und erfuhr wichtige Dinge darüber, was genau ein Bachelorstudium ist und wie es aufgebaut ist. Man sollte ja meinen, dass Menschen, die sich für einen Studiengang einschrieben haben, sich schon grundlegend darüber informiert haben, wie ihr Studium abläuft; das Ganze klang mehr nach Informationen für studieninteressierte Schüler als für bereits immatrikulierte Erstsemester. Nach kurzer Zeit gab ich meine Anstrengungen auf und spielte stattdessen mit zwei meiner zukünftigen Kommilitonen Skat. Von den Leuten, die es rechtzeitig in den Hörsaal geschafft hatten, erfuhr ich später, dass wir kaum etwas verpasst haben und der Informationsgehalt der Veranstaltung gegen null ging.
Was lerne ich also aus dieser Erfahrung? Meine stille Hoffnung, an der Uni wäre alles besser als in der Schule, sehe ich jedenfalls nicht bestätigt. Nicht genug Platz bei erwartbar viel Andrang, Informationsveranstaltungen ohn Informationen, all das kenne ich zur Genüge aus meiner Zeit am OHG. Die Schule bereitet einen wohl doch besser aufs Leben vor, als man denkt.

Sonntag, 27. September 2009

Ein schwarz-gelber Tag

So, die Wahl ist vorbei, und es sieht schlecht aus. Ich will mich nicht groß über das Ergebnis auslassen, es reicht zu sagen, dass ich jetzt nicht so besonders fröhlich bin. Nunja, wenn ich schon in Berlin bin, hab ich jetzt zumindest einen Grund, die nächsten vier Jahre hierzubleiben und alle zwei Wochen demonstrieren zu gehen oder so...

Die letzten Stunden

Natürlich ist die Wahlplakatdichte hier in Berlin nicht zu vergleichen mit der in Neuhausen. An den mittelgroßen Straßen ist jeder verfügbare Laternenmast mindestens doppelt belegt, und von den Verkehrsinseln strahlen einen überdimensionierte Kanzlerinnen an (die WIR natürlich wählen).
Schön bunt sind die Plakate, rot, grün, gelb, schwarz, blau, violett, orange, weiß und - leider erstaunlich viel - braun. Lustige Parteien wie die "BüSo" werben mit Sprüchen wie "Wir haben das Patentrezept" und zeigen darunter ein Bild ihrer "Kanzlerkandidatin". Die PSG fordert einen Spitzensteuersatz von hundert Prozent, sehr amüsant finde ich das, wer viel verdient, soll gar nichts davon bekommen.
Auf dem Campus sind natürlich Parteien wie die Grünen besonders stark vertreten, und - selbstverständlich - die Piraten.
Jetzt erwarte ich mit Spannung die Auszählung der Stimmen heute Abend, irgendwie habe ich so ein Bild im Kopf, dass in Berlin danach eine Stimmung ist wie nach dem Finale einer Fußball-WM; ich weiß, das stimmt wohl leider nicht, aber ich bekomm das Bild nicht weg.

Donnerstag, 24. September 2009

Kleine Schritte

Heute habe ich mir nach der Uni ein bisschen Zeit genommen, um meine Umgebung etwas näher zu erkunden. Direkt gegenüber vom Studentendorf steht ein Edeka, da fühle ich mich gleich richtig heimisch. Ich machte mich also auf den Weg zum Schlachtensee, nach dem das Sutdentendorf benannt ist und der demzufolge irgendwo in der Nähe zu finden sein müsste. (Die Karte aus meinem Berlin-Führer bildet leider nur zentralere Stadtteile ab.) Ich lief erst einmal ziemlich wahllos durch die Straßen, und alles sieht ziemlich gleich aus. Die kleineren Straßen sind meist gepflastert, und an den Rändern stehen Bäume. Viele von den Häusern sind recht luxuriös, ich habe aber auch schon gehört, dass Zehlendorf eher das Gebiet der wohlhabenderen Berliner ist.
Als ich schon beinahe endgültig der Meinung war, mich verlaufen zu haben, tauchte vor mir ein grünes Schild auf: S-Bahn. Und obwohl dieses Zeichen in Berlin zurzeit eher Verärgerung auslöst, war ich froh, es zu sehen: Haltestelle Schlachtensee, mein Ziel musste also ganz in der Nähe sein.
Tatsächlich führte hier ein Trampelpfad durch einen Waldstreifen ans Ufer des Sees. Ich lief ein Stück am Wasser entlang, auch wenn ich mir unter den ganzen Radfahrern, Joggern und Pärchen ein wenig fehl am Platz vorkam.
Für den Rückweg nahm ich dann sicherheitshalber nur größere Straßen, also solche mit Teerfahrbahn und Wahlplakaten an den Laternen, und fand so etwas schneller zurück.

Mittwoch, 23. September 2009

Ein Tag in Berlin

Tap-tap. Die Türen und Wände in der WG sind nicht gerade wahninnig gut schallgedämmt, und als um kurz vor sieben Uhr einer meiner Mitbewohner sich auf den Weg durch den Flur macht, bekomme ich das natürlich mit. Ein kurzer Blick auf den Wecker sagt mir: Dreh dich zur Seite und schlaf weiter!
Die Wände in meinem Zimmer sind weiß, nicht grell weiß, sondern etwas schmutzig, sie sagen mir: Hier muss noch irgendetwas hin.
Als ich aufstehe und mich richte, bin ich der Einzige, der in unserer Wohnung zugange ist. Die Anderen sind wohl entweder schon weg oder schlafen noch.
Bus, U-Bahn, Bus, dann erreiche ich das Uni-Gelände. Ein paar von meinen zukünftigen Kommilitonen, die ich gestern kennen gelernt habe, sind schon da.
Der Prof, wahrscheinlich nicht älter als 40, betritt den Hörsaal und fängt an, uns in seiner gewohnt schnellen Sprache Definitionen um die Ohren zu werfen, die ich zum Glück schon aus dem Mathekurs im Sommer kenne.
Nach drei Stunden ist die Vorlesung des Brückenkurses zu Ende, und ich mache mich mit meinen Leidensgenossen auf den Weg in die Mensa.
Die Mensa der FU ist ein unheimliches Durcheinander von Essensausgaben, Selbstbedienundstheken, Getränkespendern und Kühlregalen, in dem man sich beim ersten Mal fast zwangsläufig verlaufen muss. Ich habe zum Glück schon ein bisschen Übung darin, mir meinen Weg zu bahnen.
Nach dem Essen sitzen wir noch ein bisschen draußen auf der Wiese vor der Mensa. Es ist kälter als gestern, man merkt, dass es langsam Herbst wird.
Es folgt das Tutorium zur Vorlesung vom Vormittag. In meinem Tutorium sitzen besonders viele künftige Lehramtsstudenten, und ich fürchte, langsam bilden sich bei mir die ersten Vorurteile.
Als wir um 17 Uhr fertig sind, mache ich mich noch auf den Weg zu einem Einkaufszentrum, das einigermaßen in der Nähe liegt. Ich versuche, bei der dortigen Kreissparkasse eine Überweisung zu tätigen (es stellt sich als schwierig heraus), und kaufe dann beim Media-Markt eine Mehrfachsteckdose für mein Zimmer und ein Lankabel für mein Notebook, das sich mit unserem WLAN-Router irgendwie schwertut.
Daheim angekommen schmiere ich mir ein paar Brote und setze mich dann notgedrungen mit meinem Notebook ins Wohnzimmer unserer WG (denn dort steht auch der Router). Als mein indischer Mitbewohner später Essen macht, bietet er mir etwas davon an, und ich nehme dankend an.
Und so langsam sollte ich vermutlich darüber nachdenken, schlafen zu gehen...