Sonntag, 27. September 2009

Ein schwarz-gelber Tag

So, die Wahl ist vorbei, und es sieht schlecht aus. Ich will mich nicht groß über das Ergebnis auslassen, es reicht zu sagen, dass ich jetzt nicht so besonders fröhlich bin. Nunja, wenn ich schon in Berlin bin, hab ich jetzt zumindest einen Grund, die nächsten vier Jahre hierzubleiben und alle zwei Wochen demonstrieren zu gehen oder so...

Die letzten Stunden

Natürlich ist die Wahlplakatdichte hier in Berlin nicht zu vergleichen mit der in Neuhausen. An den mittelgroßen Straßen ist jeder verfügbare Laternenmast mindestens doppelt belegt, und von den Verkehrsinseln strahlen einen überdimensionierte Kanzlerinnen an (die WIR natürlich wählen).
Schön bunt sind die Plakate, rot, grün, gelb, schwarz, blau, violett, orange, weiß und - leider erstaunlich viel - braun. Lustige Parteien wie die "BüSo" werben mit Sprüchen wie "Wir haben das Patentrezept" und zeigen darunter ein Bild ihrer "Kanzlerkandidatin". Die PSG fordert einen Spitzensteuersatz von hundert Prozent, sehr amüsant finde ich das, wer viel verdient, soll gar nichts davon bekommen.
Auf dem Campus sind natürlich Parteien wie die Grünen besonders stark vertreten, und - selbstverständlich - die Piraten.
Jetzt erwarte ich mit Spannung die Auszählung der Stimmen heute Abend, irgendwie habe ich so ein Bild im Kopf, dass in Berlin danach eine Stimmung ist wie nach dem Finale einer Fußball-WM; ich weiß, das stimmt wohl leider nicht, aber ich bekomm das Bild nicht weg.

Donnerstag, 24. September 2009

Kleine Schritte

Heute habe ich mir nach der Uni ein bisschen Zeit genommen, um meine Umgebung etwas näher zu erkunden. Direkt gegenüber vom Studentendorf steht ein Edeka, da fühle ich mich gleich richtig heimisch. Ich machte mich also auf den Weg zum Schlachtensee, nach dem das Sutdentendorf benannt ist und der demzufolge irgendwo in der Nähe zu finden sein müsste. (Die Karte aus meinem Berlin-Führer bildet leider nur zentralere Stadtteile ab.) Ich lief erst einmal ziemlich wahllos durch die Straßen, und alles sieht ziemlich gleich aus. Die kleineren Straßen sind meist gepflastert, und an den Rändern stehen Bäume. Viele von den Häusern sind recht luxuriös, ich habe aber auch schon gehört, dass Zehlendorf eher das Gebiet der wohlhabenderen Berliner ist.
Als ich schon beinahe endgültig der Meinung war, mich verlaufen zu haben, tauchte vor mir ein grünes Schild auf: S-Bahn. Und obwohl dieses Zeichen in Berlin zurzeit eher Verärgerung auslöst, war ich froh, es zu sehen: Haltestelle Schlachtensee, mein Ziel musste also ganz in der Nähe sein.
Tatsächlich führte hier ein Trampelpfad durch einen Waldstreifen ans Ufer des Sees. Ich lief ein Stück am Wasser entlang, auch wenn ich mir unter den ganzen Radfahrern, Joggern und Pärchen ein wenig fehl am Platz vorkam.
Für den Rückweg nahm ich dann sicherheitshalber nur größere Straßen, also solche mit Teerfahrbahn und Wahlplakaten an den Laternen, und fand so etwas schneller zurück.

Mittwoch, 23. September 2009

Ein Tag in Berlin

Tap-tap. Die Türen und Wände in der WG sind nicht gerade wahninnig gut schallgedämmt, und als um kurz vor sieben Uhr einer meiner Mitbewohner sich auf den Weg durch den Flur macht, bekomme ich das natürlich mit. Ein kurzer Blick auf den Wecker sagt mir: Dreh dich zur Seite und schlaf weiter!
Die Wände in meinem Zimmer sind weiß, nicht grell weiß, sondern etwas schmutzig, sie sagen mir: Hier muss noch irgendetwas hin.
Als ich aufstehe und mich richte, bin ich der Einzige, der in unserer Wohnung zugange ist. Die Anderen sind wohl entweder schon weg oder schlafen noch.
Bus, U-Bahn, Bus, dann erreiche ich das Uni-Gelände. Ein paar von meinen zukünftigen Kommilitonen, die ich gestern kennen gelernt habe, sind schon da.
Der Prof, wahrscheinlich nicht älter als 40, betritt den Hörsaal und fängt an, uns in seiner gewohnt schnellen Sprache Definitionen um die Ohren zu werfen, die ich zum Glück schon aus dem Mathekurs im Sommer kenne.
Nach drei Stunden ist die Vorlesung des Brückenkurses zu Ende, und ich mache mich mit meinen Leidensgenossen auf den Weg in die Mensa.
Die Mensa der FU ist ein unheimliches Durcheinander von Essensausgaben, Selbstbedienundstheken, Getränkespendern und Kühlregalen, in dem man sich beim ersten Mal fast zwangsläufig verlaufen muss. Ich habe zum Glück schon ein bisschen Übung darin, mir meinen Weg zu bahnen.
Nach dem Essen sitzen wir noch ein bisschen draußen auf der Wiese vor der Mensa. Es ist kälter als gestern, man merkt, dass es langsam Herbst wird.
Es folgt das Tutorium zur Vorlesung vom Vormittag. In meinem Tutorium sitzen besonders viele künftige Lehramtsstudenten, und ich fürchte, langsam bilden sich bei mir die ersten Vorurteile.
Als wir um 17 Uhr fertig sind, mache ich mich noch auf den Weg zu einem Einkaufszentrum, das einigermaßen in der Nähe liegt. Ich versuche, bei der dortigen Kreissparkasse eine Überweisung zu tätigen (es stellt sich als schwierig heraus), und kaufe dann beim Media-Markt eine Mehrfachsteckdose für mein Zimmer und ein Lankabel für mein Notebook, das sich mit unserem WLAN-Router irgendwie schwertut.
Daheim angekommen schmiere ich mir ein paar Brote und setze mich dann notgedrungen mit meinem Notebook ins Wohnzimmer unserer WG (denn dort steht auch der Router). Als mein indischer Mitbewohner später Essen macht, bietet er mir etwas davon an, und ich nehme dankend an.
Und so langsam sollte ich vermutlich darüber nachdenken, schlafen zu gehen...