Donnerstag, 26. November 2009

Die vegane Bäckerei

Morgen ist es mal wieder soweit, einer meiner Kommilitonen hat Geburtstag. Im Zuge dessen haben sich gestern drei von uns zusammengefunden, um einen Kuchen zu backen. Das grundsätzliche Problem bei solchen Aktionen ist, dass man immer ein wenig auf die Veganer unter uns Rücksicht nehmen muss, und so haben wir uns an einem Früchtekuchen ohne Milch, Ei, Butter und Gelatine versucht.
Die Milch ist dabei das kleinste Problem; man kann ja einfach stattdessen Sojamilch nehmen. Der größte Knackpunkt sind die Eier; nach einer Faustregel sollte man an ihrer Stelle - naja, noch mehr Sojamilch nehmen und eventuell Wasser. Die Butter haben wir durch Palmin ersetzt, und dann wurde alles in einen Topf geschmissen und gehofft, dass was Gutes dabei rauskommt.
Zumindest was den Kuchenteig angeht, war ich erstaunt, wie gut alles funktioniert hat - sowohl Konsistenz als auch Geschmack waren nahezu perfekt.
Überhaupt werde ich hier erst dafür sensibilisiert, wie vielfältige Möglichkeiten es doch gibt, sich vegan zu ernähren. Als heute die Beschäftigten des Studentenwerks einen Warnstreik veranstaltet haben und deshalb die Mensa geschlossen blieb, wurde alternativ veganes Essen (Linsensuppe) vom AStA angeboten, und man kann so kritisch dem gegenüber eingestellt sein, wie man will - es schmeckt einfach.

Das alles soll übrigens nicht heißen, dass ich jetzt Veganer werde - ich find es nur interessant, einen Einblick zu erhalten...

Montag, 23. November 2009

Innenansichten des Bildungsstreiks

Hier gibt es noch einen Artikel, den ich für unseren Bildungsstreik geschrieben habe:

Auf den Gängen der Rost- und Silberlaube, des Hauptgebäudes der Freien Universität Berlin, stehen Zelte. Sie stehen dort schon seit zwei Wochen, und sie sind nicht die einzige Veränderung, die sich in letzter Zeit hier eingestellt hat. Schon auf dem Weg zur Universität warten Studierende, die Informationen zur Besetzung des Hörsaals 1A verteilen. Überall auf dem Campus laden große Transparente dazu ein, sich in die Diskussion mit einzubringen. Vor dem Hörsaal hängen Plakate, die auf die Missstände im Bildungssystem aufmerksam machen. Auf einem großen Wochenplan werden Aktionen und Veranstaltungen angekündigt. Die Freie Universität ist seit über 10 Tagen besetzt.
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Samstag, 21. November 2009

Kleingeldprinzessin

Heute abend gab's ein Konzert im besetzten Hörsaal, und weil mir das so gut gefallen hat, möchte ich hier einfach schnell einen Link reinstellen.

Gute Nacht!

Mittwoch, 18. November 2009

VoKü

Es gibt immer Dinge, die einem auf den ersten Blick nicht auffallen, die aber trotzdem enorm wichtig sind. Was ist bei der Besetzung eines Hörsaals wichtig?
Bei allen Dingen, die einem dazu einfallen, denkt man an eine Sache eher nicht sofort: Die Verpflegung der Besetzenden. Und doch wollen die 50 bis 100 Leute, die seit einer Woche den Hörsaal 1a ihr Zuhause nennen, von morgens bis abends versorgt werden.
Schon gleich zu Anfang der Besetzung hat sich deshalb eine "AG VoKü" gegründet. VoKü, ausgeschrieben Volxküche, ist dabei ein Konzept aus der autonom-alternativen Szene, und es geht dabei darum, für möglichst viele Menschen umsonst (meistens veganes) Essen zur Verfügung zu stellen. Diese AG kocht immer mittags und abends für die Besetzer und bekommt Unterstützung von einem Biobäcker und einem nahegelegenen Supermakt, die nicht mehr verkäufliche, aber noch essbare Lebensmittel zur Verfügung stellen (Brötchen vom Vortag etc.).
Das angebotene Essen schmeckt ganz gut, auch wenn Gerüchte besagen, dass in der VoKü-AG eigentlich niemand richtig kochen kann. Eher läuft es auch dort nach basisdemokratischem Prinzip: wer ist dafür, noch mehr Salz in die Suppe zu tun? Bitte abstimmen!

Dienstag, 17. November 2009

"...weil man uns den Lenzen klaut!"

Heute also war es soweit, und der erste Höhepunkt der Bildungsstreik-Aktions-Wochen diesen Herbst hat seinen ersten Höhepunkt in den bundesweiten Demonstrationen heute Mittag erreicht. Der Protestzug in Berlin ging vom Roten Rathaus zum Kottbusser Tor.
Auch die FU war am Streik mit mehreren großen Transparenten, einem Lautsprecherwagen und einer schwer schätzbaren Zahl Studierender beteiligt. Besonders gut hat mir dabei der sarkastische Ton dieses "Eliteblocks" gefallen, in dem unter Anderem "Genanalyse statt NC" gefordet wurde und die standardisierte Bildungsstreik-Parole etwas abgewandelt wurde: "Wir sind hier und wir sind laut, weil man uns den Lenzen klaut!"
Unterdessen bleibt der Hörsaal 1a weiter besetzt, genauso wie mittlerweile über 40 andere Hörsäle in ganz Deutschland. Heute morgen fand dort eine Pressekonferenz statt, auf deren Grundlage auch n-tv berichtet. Heute Abend gab es außerdem noch ein kleines Konzert im Hörsaal, das von unserer Kultur-AG organisiert wurde.

So, ich hoffe, ich erschlage euch nicht mit Links, aber ich stecke da grade so drin, dass ich doch die ganzen Informationen irgendwie in die Welt schreien muss ;)

Freitag, 13. November 2009

Linke Vollidioten

Wenn ich den Verlauf der Besetzung hier an der FU verfolge, bewege ich mich immer auf einem schmalen Grat zwischen Frustration und Euphorie. Einerseits bin ich ein großer Fan des basisdemokratischen Vorgehens, das hier wirklich aktiv gelebt wird, und es tut gut zu wissen, dass man nicht allein ist, sondern überall in Deutschland und Europa auch Hörsäle besetzt sind (z. B. in München, Hamburg, Mainz, Dresden, Wien, Basel, London, Rom und vielen anderen Städten).
Gleichzeitig finde ich es aber auch schade, dass sich an einer Uni mit mehr als 30000 Studierenden bis jetzt nur in etwa 500 Stück auch aktiv an der Besetzung beteiligen. Außerdem können die langen Plenumsdiskussionen (heute ca. fünf Stunden) auf Dauer auch ermüdend sein. Ich hoffe aber, dass das alles eher Anfangsschwierigkeiten sind, die Bewegung breitet sich ja jetzt gerade auch erst aus.

Aus Berlin noch ein paar Fakten für Interessierte: Der Hörsaal 1a der FU wird unter Duldung des Präsidiums noch mindestens bis Mittwoch besetzt bleiben, die Humboldt-Universität bleibt, nachdem eine Räumung gestern nacht verhindert werden konnte, ebenfalls besetzt, und auch die Technische Universität hat heute mit der Besetzung ihres Audimax begonnen. Zusätzlich ist noch ein Hörsaal einer Fachhochschule besetzt.
Die Forderungen, die heute im Plenum der FU beschlossen wurden, und die neben den allgemeinen Bildungsstreik-Forderungen stehen, könnt ihr euch hier anschauen.
Mittlerweile berichtet übrigens auch die Tagesschau über die Besetzungen, morgen werden weitere Pressevertreter an der FU erwartet.

Mittwoch, 11. November 2009

Aufbruchsstimmung

Seit heute Mittag, 13 Uhr, ist der Hörsaal 1a an der FU Berlin besetzt.

In den Tagen zuvor wurde an der Uni mit Plakaten und Flyern auf die Vollversammlung, die heute stattgefunden hat, hingewiesen, und tatsächlich war der Hörsaal am Mittag gut gefüllt. Ein voller Hörsaal dürfte zumindest an die 500 Menschen ausmachen. Das ist zwar angesichts der 30000 Studierenden hier noch nicht sehr viel, aber doch ein guter Start. Man darf gespannt sein.
Heute um 20 Uhr findet das zweite Plenum statt, alle weiteren Entwicklungen werdet ihr hier nachlesen können.

Donnerstag, 5. November 2009

Im Fieberwahn

[Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Nick Flamang für das Campusmagazin FURIOS. Die überarbeitete und gekürzte Fassung ist jetzt online.]

Die Pandemie kommt. Um auch die letzten Studierenden aus ihrem Dornröschenschlaf zu reißen, hat Frank Rosendahl, seines Zeichens Zentraler Pandemie-Beauftragter der Freien Universität, eine Rundmail geschrieben, in der nochmals ausdrücklich auf die Gefahren durch die „Neue Grippe“ hingewiesen wird.
Das Virus A/H1N1, eine Mutation des Erregers der Spanischen Grippe, ist auf dem Vormarsch und hält Deutschland fest im Griff. Seinerzeit steckte die Spanische Grippe ein Drittel der Weltbevölkerung an, 50 Millionen Menschen starben. Die Schweinegrippe könnte somit – hochgerechnet auf die heutige Bevölkerungsstruktur – um die 200 000 000 Menschen in den Tod reißen, das entspricht etwa den Einwohnern Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens zusammengenommen.
Und da behauptet doch tatsächlich Philipp Rösler, der neu ernannte Gesundheitsminister, die saisonale Grippe sei gefährlicher als die Neue Grippe. Wer solche Beschwichtigungen ausspricht und die Faktenlage derart verkennt, sollte noch einmal darüber nachdenken, ob er tatsächlich für das Amt des Gesundheitsministers gewappnet ist. Die Anzahl der Todesfälle durch saisonale Grippe betrug im Jahr 2007 in Deutschland gerade einmal 20 000 – eine wahrhaft zu vernachlässigende Größe im Vergleich zu der ungeheuren Gefahr, die von der Schweinegrippe ausgeht.

Die E-Mail Rosendahls steht als nüchterne Faktendarstellung im krassen Gegensatz zur unglaublichen Propaganda der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, deren Vorsitzender Wolf-Dieter Ludwig allen Ernstes behauptet, die Berichterstattung über die Neue Grippe sei eine „Inszenierung, mit der die Pharmakonzerne schlichtweg Geld verdienen wollen.“ Was für eine dreiste Unterstellung, wissen wir doch alle, dass in der Pharmabranche gerade die selbstlosen Menschen arbeiten, die alles dafür tun, unser Leben erträglicher zu gestalten.
Glücklicherweise wurde unsere Universität einmal mehr ihrem Namen gerecht und ließ sich nicht von solcherlei Aussagen manipulieren, sondern sorgte unabhängig und frei, wie sie nun einmal ist, schon im Sommer für die Einsetzung einer Pandemie-Arbeitsgruppe. Kurz zuvor gab die WHO, nachdem erwiesenermaßen acht Menschen an der Neuen Grippe gestorben waren, folgerichtig eine Pandemiewarnung heraus.
Doch es ist noch viel zu tun im Kampf gegen A/H1N1: Längst steht nicht genug Impfstoff für alle Deutschen zur Verfügung. Grundlage für die Produktion des Stoffs sind Hühnereier, doch werden diese noch für unwichtige Dinge wie Lebensmittel oder Tetanusimpfstoff verschwendet. Nötig ist die sofortige Einstellung des Gebrauchs von Hühnereiern zu irgendeinem Zweck außer dem der Impfstoffherstellung, denn nur so kann gewährleistet werden, dass der Impfstoff in genügendem Maße für alle Menschen zur Verfügung steht, bevor die Pandemie die Massen ins Krankenbett wirft.
Solche Forderungen lassen sich selbstverständlich nicht von einzelnen Institutionen durchsetzen, aber die FU tut ihr Möglichstes, um auf andere Weise Pandemie-Präventionsmaßnahmen umzusetzen.
So kann man auf der Homepage ein Mitarbeiter-Informationsblatt einsehen, das die notwendigen Maßnahmen zum Schutz vor der Influenza-Pandemie erläutert: Es ist nach Möglichkeit eine Schutzmaske, am besten wohl eine Gasmaske, zu tragen, die Hände sollten ungefähr dreißigmal am Tag gewaschen oder desinfiziert werden und von anderen Menschen ist ein Abstand von zwei Metern zu wahren. Die Benutzung fremder Gebrauchsgegenstände wie beispielsweise Türklinken, Tafelschwämmen oder Toilettenpapier muss außerdem vermieden werden. Im Notfall ist die Universität zusätzlich bereit, ein „PanPack“ (für Pandemie-Packung) zur Verfügung zu stellen, das Desinfektionsmittel, einen Mundschutz sowie einen Spezialschutz für Brillenträger enthält.
Um einen perfekten Schutz zu gewährleisten, wäre es sicher sinnvoll, das PanPack zusätzlich mit einem Selbst-Impf-Set auszustatten, um so den gefährlichen Weg zum Arzt zu verhindern.
Weitere sinnvolle Vorsichtsmaßnahmen sind etwa, die Ernährung umzustellen auf Tiefkühlkost und Konserven, die vor Auftreten des Erregers produziert wurden. Der Kontakt zur Außenwelt kann gefährlich sein, daher empfiehlt es sich, sich in der eigenen Wohnung zu verschanzen, Wasser vor Gebrauch – auch zum Duschen – grundsätzlich abzukochen und ein Air-Conditioning-System einzurichten, damit die Fenster, durch die das Virus die Wohnung infiltrieren könnte, nicht mehr geöffnet werden müssen.
Die Freie Universität sollte sich des Ernsts der Lage vollständig bewusst werden, und, damit diese Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt werden können, den Hochschulbetrieb zum Schutz der Studierenden bis auf Weiteres einstellen.

Dienstag, 3. November 2009

Lenzen's Army

An einer so großen Uni wie der FU trifft man ja glücklicherweise immer wieder auf interessante Menschen. Gestern wurden wir in der Mensa von ein paar Leuten angesprochen, die planen, eine Art Klub aufzumachen. Die Grundidee davon ist, immer wieder Studenten (ich sollte natürlich Gender-neutral "Studierende" schreiben) oder andere Fachkundige einzuladen, die dann einen kleinen Einblick in einen interessanten Bereich ihres Fachgebiets geben, und dann über die damit verbundenen Fragen zu diskutieren. Gewissermaßen also irgendetwas zwischen einem Debattierklub, einer Selbsthilfegruppe und einem universitätsunabhängigen Seminar.
Zurzeit fehlt noch der Name für das Projekt, doch das Vorhaben, dass Studenten sich selbst Dinge beibringen, die sie ansonsten nicht gelehrt bekommen, weist gewisse Parallelen zu einem Buch über einen bekannten Zauberschüler auf, und in Anlehnung daran plädiere ich für den Namen "Lenzen's Army".