Dienstag, 5. Oktober 2010

Berlin in Stuttgart, Stuttgart in Berlin

Ein Thema, das mich und die gesamte deutsche Medienlandschaft in den letzten Wochen sehr beschäftigt hat, soll hier auch noch angesprochen werden: Stuttgart 21. Ich weiß, ich weiß, in diesem Blog sollte ich euch eigentlich von Berlin erzählen und nicht von den Dingen, von denen ihr wahrscheinlich schon die Nase bis obenhin voll habt, aber in diesem Fall lassen sich die beiden Bereiche einfach zu gut vermischen, um das Thema links liegen zu lassen.

Berlin in Stuttgart

Fast täglich finden Demonstrationen statt, die Polizei geht mit Wasserwerfern und Pfefferspray großflächig um, die Grünen lassen in Umfragen die SPD hinter sich: So ist Berlin. Nach einem Jahr, das ich hier verbracht habe, bin ich diese Zustände im Großen und Ganzen gewohnt. Berlin, dachte ich, hat eben diese breite alternative Szene und es treiben sich hier eben einige gewaltbereite Autonome herum (solche Leute können im Übrigen auch ganz nett sein), und die Polizei greift da eben schon mal schneller zu harten Mitteln. Es ist eben Berlin, und nicht, sagen wir, Stuttgart. Und was muss ich jetzt erleben? Berlin ist zwar nicht Stuttgart, aber scheinbar wird Stuttgart zu Berlin. Alle Menschen, die in Stuttgart jetzt nicht so recht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen, haben mein Verständnis, denn auch ich hab ja ein wenig Zeit gebraucht, um mich an so ein Umfeld zu gewöhnen. Ich persönlich finde das schon etwas gemein: Da zieht man extra der Demonstrationskultur wegen nach Berlin, und dann sowas.

Stuttgart in Berlin

Am Wochenende ist dann auch Stuttgart in Berlin angekommen. Nach dem gewaltsamen Vorgehen der Polizei fand am Freitagabend eine Demonstration vor dem DB-Tower am Potsdamer Platz statt, wo unter Anderem Claudia Roth (Grüne) anklagende Worte an die Verantwortlichen in Stuttgart, aber auch an Angela Merkel richtete. Auf dieser Demo traf ich Tobi und Jenny, zwei Menschen, die vermutlich, wenn überhaupt, erst ein-, zweimal in ihrem Leben überhaupt in Stuttgart waren und bisher nicht viel mehr über das Projekt Stuttgart 21 wussten als das, was ich ihnen ab ud zu erzählte. Trotzdem war es nicht ich, der die beiden zur Demo geschleppt hat, nein, vielmehr hat Jenny mich überhaupt erst davon informiert, dass sie stattfindet. Mit etwa 1000 Menschen zogen wir dann zur baden-württembergischen Vertretung. Tatsächlich erfahren die Schwaben jetzt sogar aus Berlin Solidarität, obwohl sie hier üblicherweise nicht sonderlich beliebt sind. (Wie heißt es in einem Lied: "Weihnachten ist es so schön in Berlin, weil alle Schwaben nach Hause gehn")

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