Samstag, 2. Oktober 2010

There's no place like home

Dieses Blog ist zugegebenermaßen in den letzten Wochen etwas eingeschlafen, und deshalb werde ich mal versuchen, in den nächsten Tagen über alle wichtigen Dinge zu berichten, die ich in der Zwischenzeit in Berlin erlebt habe. Heute beginnen wir mit meiner Hauptbeschäftigung diesen Sommer: Der Wohnungssuche.

Berlin zur WG-Jagdsaison

Jedes Jahr im Sommer spielen tausende Studentinnen und Studenten in Berlin ein lustiges Spiel. Vom Prinzip her funktioniert es in etwa wie Reise nach Jerusalem, nur die Regeln sind etws komplizierter: Während man bei ersterem schon zufrieden sein kann, wenn man einen Platz ergattert hat, ist bei "Reise nach Berlin" die Qualität der freien Plätze unterschiedlich; unter Umständen kann man, selbst wenn man es geschafft hat, sich zu setzen, schlechter dran sein als die, die sich keinen Platz geholt haben.
Diesen Sommer habe auch ich mal an dem Spiel teilgenommen. Es wird im Internet über die Homepage wg-gesucht.de breitflächig organisiert. Ich habe mich also im Lauf des Sommers auf an die 50 WGs beworben; meistens soll man dafür einen kurzen Text schreiben, in dem man "ein bisschen was über sich erzählt". Nachdem man also eine Zeit lang darüber gegrübelt hat, wie man sich wohl am besten von seiner Schokoladenseite darstellen kann, beginnt das Warten: oft schreiben die potenziellen zukünftigen Mitbewohner erst nach mehreren Wochen zurück, wenn sie überhaupt zurückschreiben (eine Bewerbung, die durchgefallen ist, wird eigentlich grundsätzlich nicht beantwortet). In acht Fällen hatte ich schließlich das Glück, eingeladen zu werden. Die Meisten lassen ihre Bewerber einzeln kommen, und dann folgt das typische Gespräch: Und was machst du so? Ah, Mathe? Oh Gott. Ists schwierig? Ja, dacht ich mir. Und was hast du so für Hobbys? Zeitung? Ist ja cool. Rauchst du? Gut. Sonst noch was Wichtiges? Vegetarier? Nee, das ist natürlich kein Problem. Okay, danke, dass du da warst, wir melden uns.
Nachdem alle acht Gespräche ohne positive Rückmeldung zu Ende gegangen sind, musste ich mich langsam auch in andere Richtungen umschauen.

"Vegetarier_innen/Veganer_innen gesucht!"

Gegen Anfang September ging die Anzahl der WG-Zimmer-Angebote langsam zurück. Dafür wurden immer mehr Angebote eingestellt deren Text sich ungefähr so las: "Hey, bist du frustriert von der WG-Suche? Also ich schon, deshalb hab ich beschlossen, einfach selbst ne neue WG zu gründen. Wenn du Lust hast, mit mir zusammenzuziehen, melde dich einfach und dann schauen wir mal."
Am Anfang habe ich solche Angebote gleich übersrpungen, denn sie klangen nach viel Anstrengung: erst ein Casting durchlaufen, dann eine Wohnung suchen und die schließlich noch selbst ganz neu einrichten. Da war es mir doch lieber einfach in eine bereits bestehende WG einzuziehen. Als aber die WG-Plätze immer weniger wurden und die Zeit immer knapper (denn ich hatte zum 30. September gekündigt), musste ich langsam auch diese Möglichkeiten ausschöpfen. So lernte ich schließlich Jenny und Jana kennen. Wir waren recht schnell der Meinung, ganz gut zueinander zu passen, und machten uns auf die Suche nach einer Wohnung, was sich als nur geringfügig einfacher herausstellte als die vorausgegangene Suche nach einem WG-Zimmer. Einerseits werden bei der Bewerbung auf eine WOhnung in Belrin zig Unterlagen verlangt, die noch keiner von uns besorgt hatte, andererseits war der Andrang auf die Wohnungen beinahe so groß wie zuvor auf die WGs; der einzige Unterschied war, dass sich die Kriterien geändert hatten, nach denen ausgesucht wurde. Nach zwei erfolglosen Bewerbungen und wenige Tage vorm 30. September trat dann plötzlich eine Art Deus ex Machina auf: Die Eltern eines Nachhilfeschülers von Jenny waren in der Wohnungsvermietung tätig und erklärten, sie hätte eine Wohnung für uns zur Verfügung. Dann ging alles schnell: Wir schauten uns die Wohnung an, entschieden uns, dass wir sie nehmen würden, und bekamen kurze Zeit später das Okay des Eigentümers. Am Montag werden wir den Mietvertrag unterschreiben und die Schlüssel erhalten, so lange verbringe ich meine Nächte bei Freunden, da ich aus meinem alten Zimmer schon ausziehen musste.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen